Was ist drin in Blumenerde? T-o-r-f. Und das bis zu 100 %. Na und? Was ist eigentlich Torf?
Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um die Themen gärtnerische Substrate, Moor und Klimaschutz erarbeiteten sich die SchülerInnen im Unterricht des Lernfelds 'Umweltbewusste Kulturführung' und präsentierten ihre Ergebnisse Mitte Juni im Rahmen einer Exkursion ins Pietzmoor bei Schneverdingen. Ausgerüstet mit Moderationskarten, zahlreichen Anschauungsobjekten und Messinstrumenten ging es so lehrreich wie kurzweilig den Moor-Erlebnispfad entlang.
Vanessa und Florian hießen die Teilnehmer im größten zusammenhängenden Hochmoor in der Lüneburger Heide willkommen und informierten in einem kenntnisreichen Vortrag über die Entstehungsgeschichte und das Alter des Pietzmoores sowie über Kreuzottern und Moorleichen.
Auf dem Erlebnispfad angekommen, gelang es Mette und Jan das Wissen ihrer MitschülerInnen über die Stoffwechselprozesse der Pflanzen zu reaktivieren und so die bedeutsame Funktion des Moores als Kohlenstoffdioxid-Speicher zu begründen. Anhand von Skizzen über den natürlichen und künstlichen Treibhauseffekt, der unter anderem durch den Abbau von Torf hervorgerufen wird, veranschaulichten sie die besondere Bedeutung des Moores im Hinblick auf den Klimaschutz. Auch die persönliche CO2 Bilanz der Teilnehmer wurde hinterfragt.
Mitten im Pietzmoor stellte Jost die Bausteine und „Wunderpflanzen“ des Moores vor: Torfmoose. Er zeigte auf, wie diese faszinierenden Pflanzen im Laufe von Jahrtausenden eine insgesamt 6 Meter starke Torfschicht unter den Füßen der SchülerInnen bilden konnten. Eigenhändig wurde die erstaunliche Wasserspeicherfunktion der Torfmoose getestet. Die Ergebnisse eines pH-Tests des Moorwassers überzeugten die SchülerInnen von den besonderen Bedingungen, die am ausschließlich regenwassergenährten Standort Moor herrschen.
Dass auf diesem extremen Naturstandort nur wahre Spezialisten der Pflanzen- und Tierwelt überleben können, erläuterte Jan-Hendrik am Beispiel des Sonnentaus. Als wahrer Überlebenskünstler erschließt sich diese fleischfressende Pflanze durch ein trickreiches Anlocken, Fangen und Verdauen von Insekten eine zusätzliche Nährstoffquelle im Moor. Eindruck hinterließ zudem der Paarungstanz der Mosaikjungfern über den Moorgewässern. Diese großen Libellen sind an den Standort perfekt angepasst und sogar auf das Moor angewiesen, da sie ihre Eier ausschließlich in Torfmoose einstechen.
Doch nicht überall ist das Pietzmoor ein Idyll. Vor dem Hintergrund einer Torfkarre berichteten Julia und Paul vom organischen Material Torf, das schon früh Begehrlichkeiten weckte: Moorflächen wurden großflächig entwässert, und der über Jahrtausende gewachsene Torf zunächst in mühevoller Handarbeit und später maschinell abgebaut. Weite Teile des Moores wurden zerstört und konnten wichtige ökologische Funktionen nicht mehr erfüllen. Nutzte Torf früher als Feuerungsmaterial und Baustoff, so endete er jüngst als Blumenerde in Beeten und Balkonkästen. Einst gab es sogar den abstrusen Plan, das Pietzmoor vollständig abzubauen und den Torf zum Zwecke einer Bodenverbesserung nach Südafrika zu verschiffen - ein Vorhaben, das zum Glück verworfen wurde.
Wie die anhaltende Zerstörung des klimawirksamen Moorgebietes letztlich gestoppt werden konnte und welche Renaturierungsmaßnahmen im Pietzmoor durchgeführt werden, zeigte Dominic auf. Er berichtete anschaulich über die engagierten und bereits von Erfolg gekrönten Projekte zur Wiedervernässung und Entkusselung der einst trockengelegten Moorflächen.
Auf ihrem Weg durch das Pietzmoor erkannten die SchülerInnen neben den wichtigen ökologischen Funktionen des Moores sogar einen Moor-Mehrwert: Moor ist ein Erholungsraum, der eindrückliche Naturerlebnisse bietet.
Am Ende des Rundweges waren sich alle TeilnehmerInnen einig: Torf gehört ins Moor und nicht in die Blumenerde! Schließlich hält der Handel torffreie Alternativen vor.
Also: Augen auf beim Erden-Kauf!
K. Peters