Ein recht eigenartiges Bild bot der Erntedankaltar, den die Schülerinnen und Schüler der Einjährigen
Fachschule Agrarwirtschaft im Schulgarten errichtet hatten: Auf einem Strohballen unter einem aus
Zweigen geformten Kreuz haben sie statt einer Vielzahl an Feldfrüchten lediglich eine Handvoll
Kartoffeln platziert und Einkaufstüten mit den Logos bekannter Supermarktketten aufgestellt.
Spielzeugtraktoren wurden auf dem Altartuch drapiert und ein Schild als „Platzhalter für einen
Kürbis“ zwischen zwei Kerzen positioniert.
Das Rätsel um die ungewöhnliche Gestaltung des Altars lösten die Schülerinnen und Schüler im
Rahmen eines Festgottesdienstes. Nachdem sich die Klassen zu dem atmosphärischen
Instrumentalstück Song of a secret garden im Schulgarten versammelt hatten, drückten die
angehenden Wirtschafterinnen und Wirtschafter für Landwirtschaft ihre große Dankbarkeit für eine
gute Ernte aus und teilten zugleich ihre Sorgen: Die auf dem Altar thronenden Einkaufstüten sollten
die Absurditäten des Lebensmitteleinzelhandels symbolisieren, der sich zwar mit dem Label der
Nachhaltigkeit schmücken, jedoch seiner gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung nicht
nachkommen und die Landwirtschaft finanziell benachteiligen würde. Die Spielzeugtraktoren waren
als Ausdruck eines „verzerrten Bildes der Landwirtschaft in der Gesellschaft“ gedacht. Jedes Kind
liebe Trecker und Kälbchen, doch mit dem Älterwerden sinke die Wertschätzung des Berufsstandes
zusehends. „In den Augen der Verbraucher wird der Landwirt schnell zum Tierquäler und
Umweltfrevler“, hieß es aus der EFA. Um auf die Endlichkeit von Ressourcen aufmerksam zu machen,
zeige sich der Altar daher absichtlich nicht als von der Natur reich gedeckter Tisch. Statt eines
Kürbisses habe es sogar nur für einen Platzhalter gereicht. So wurde der Gottesdienst vor allem als
Anlass genommen, über die Abhängigkeit des Menschen von der Natur nachzudenken und den Blick
für die großen und kleinen Gründe zur Dankbarkeit im eigenen Leben zu schärfen. Im Kirchenlied mit
dem Titel Danke für diesen guten Morgen und auch in aller Stille fanden die Schülerinnen und Schüler
Gelegenheit, ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.
John Eric Bryant, Schüler der Fachoberschule Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie, Klasse 12
teilte in seiner Ansprache Gedanken über die Verantwortung des Menschen gegenüber der
Schöpfung. Durch die Meditation über die Entstehung eines Apfels verdeutlichte er das große
Wunder der Schöpfung und Geschenk Gottes, das im scheinbar Kleinen steckt. Mit seinen
Mitschülerinnen und Mitschülern verteilte er kleine Präsente, die zu Achtsamkeit und Dankbarkeit
anregen sollten: frische Äpfel und kleine Schatzkästchen aus Streichholzschachteln, die mit Bildern
und Gebeten zum Erntedank gefüllt waren.
Die Fachoberschulklasse 12 mit dem Schwerpunkt Forstwirtschaft fand wunderbare Worte im
Fürbittgebet, bevor alle gemeinsam in das Vaterunser und in das Kirchenlied Wir pflügen und wir
streuen einstimmten.
Im Anschluss an den Festgottesdienst stand das gemeinsame Lernen an Stationen auf dem
Stundenplan. Anhand eines Laufzettels suchten die Schülerinnen und Schüler verschiedene, über das
Schulgelände verteilte Mitmach-Stationen auf. An Stationen wie beispielsweise Tower of power,
Marschmallow-Challenge, Soma-Würfel, Geheimnisvolle Tierstimmen, Farben der Natur und
Reifentanz sammelten alle Beteiligten viele neue Erfahrungen. Maarten, Adrian, Lena, Klass und Rene
aus der EFA, die sich den Gruppennamen „Die Unentschlossenen“ gegeben hatten, konnten bei den
meisten Stationen die höchste Punktzahl ergattern und damit sogar Frühstücksgutscheine ernten.
Für das leibliche Wohl war dank eines Gemeinschaftsprojektes der Berufseinstiegsschule Klasse 1
gesorgt. Unter der Marke „Georgs-Gaumenfreuden“ beköstigten die Schülerinnen und Schüler der
Klassen BES 1-Spr und BES 1-G rund 100 Personen mit leckerer Georgs-Kartoffelsuppe samt Baguette
nach Georgsart. Ein Teil der Kartoffeln wurde von ihnen zuvor eigenhändig im Schulgarten am
Hauptstandort der Georgsanstalt angebaut, geerntet und in der Lehrküche verarbeitet. Als Nachtisch
servierten sie köstliches Apfel-Birnenmus mit Sahne und Crunch.
Vielen Dank an
- die Schülerinnen und Schüler, die sich bei der Ausgestaltung des Gottesdienstes engagiert
haben,
- die Lehrkräfte, die die Stationen ausgestattet und betreut haben,
- Astrid Albers für die musikalische Begleitung,
- Anke Heuer-Jungemann und Carina Hennings sowie an die Schülerinnen und Schüler der
Berufseinstiegsklassen BES 1-Spr und BES 1-G für das Catering,
- den Verein Ehemaliger der Georgsanstalt (VEdG) für das Sponsoring des Mittagessens sowie
der Gewinne,
- alle, die das Erntedankfest am Schulstandort Ebstorf -auch ohne Kürbisse- zu etwas
Besonderem gemacht haben.
Katharina Peters
http://georgsanstalt-bbs2-uelzen.de/aktuelles/594-erntedankfeier-am-standort-ebstorf-wo-ist-ist-der-k%C3%BCrbis.html#sigProIdc1c184dac6